Klimaaktive Standorte – Wirtschaftsförderung als Wegbereiter für Wandel und Wertschöpfung

Referent

Prof. Dr. Fritz Reusswig
Prof. Dr. Fritz Reusswig

Wissenschaftler, „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ (PIK)
Tagestemperaturen von mehr als 40 Grad Celsius, Überschwemmungen, austrocknende Wälder… Der Klimawandel zeigt längst schon seine Auswirkungen, auch in unseren gemäßigten Breiten. Und das bringt auch wirtschaftlich negative Folgen mit sich. „Eine Herausforderung für die Wirtschaft“, wie es Prof. Dr. Fritz Reusswig bei seinem Impulsvortrag darstellte.  
Eine Überschwemmung verursacht zum Beispiel Schäden an einzelnen Betriebsgebäuden oder gar einem kompletten Gewerbegebiet. Verkehrswege sind abgeschnitten. Übermäßige Hitze senkt die Arbeitsproduktivität der Menschen, führt zu Wasserknappheit.  
Diesen direkten Auswirkungen folgen zum Beispiel die Unterbrechung von Lieferketten, Rohstoffverknappung oder höhere Versicherungsbeiträge. Alles in allem werde das Thema Klimaanpassung und -resilienz also zu einem strategischen Handlungsfeld der Wirtschaftsförderung, so Prof. Reusswig. Und scheinbar besteht hier auch noch einiges an Nachholbedarf, denn bei einer GEFAK-Umfrage aus dem Jahr 2014 antworteten lediglich 20 Prozent der befragten 1.000 Wirtschaftsförderer, dass sie nachhaltig aufgestellte Unternehmen im Rahmen der Bestandspflege oder Ansiedlungspolitik unterstützten. Hier müsse sicherlich ein Umdenken stattfinden.

Bei der Geldanlage zum Beispiel sei ein deutlicher Trend zu nachhaltigen Investmentfonds zu verzeichnen. Pandemiebedingt hätten die Menschen weniger Geld ausgeben können. Die historisch niedrigen Zinsen hätten die Sparer zu einer verstärkten Anlage am Kapitalmarkt bewegt. Nachhaltigkeitskriterien würden bei der Auswahl der Fonds bei den Anlegern inzwischen eine bedeutende Rolle spielen.  

In gewisser Hinsicht könne man den Klimaschutz laut Reusswig auch als Chance begreifen und nutzen. Innovative Start-Ups mit Ideen aus dem grünen oder sozialen Bereich könnten entstehen. Neue Geschäftsmodelle würden kreiert zu Themen wie Erneuerbare Energie, Bauen mit Holz, Wasserstoff, Moorökonomie oder künstliches Fleisch aus Algen, Soja und vor allem Insekten.

Die Wirtschaftsförderung könne als Schnittstelle eine führende Rolle dabei übernehmen, die kommunale und wirtschaftliche Resilienz zu steigern und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Insofern habe sich die Rolle der Wirtschaftsförderungen verändert. Sie müssten sich als Impulsgeber der Transformation verstehen, Ressourcen für diesen Wandel bereitstellen, Kooperation und Vernetzung anregen, Nachhaltigkeit stärker fördern und Innovation neu und ganzheitlicher denken.