Klimaaktive Standorte – Wirtschaftsförderung als Wegbereiter für Wandel und Wertschöpfung

Referent

Bertram Fleck
Bertram Fleck

Landrat a.D. des Rhein-Hunsrück-Kreises
Dass man als Kommune oder Wirtschaftsförderung eine Menge tun kann für den Klimaschutz und sich das am Ende auch noch in barer Münze auszahlt, das machte Bertram Fleck in seinem Vortrag deutlich. Schließlich gelte, so der Landrat a.D.: „Lieber Sonne und Wind vom Deich, als Gas vom Putin und Öl vom Scheich!“ Dies habe zur Folge, dass das Geld in den Dörfern und Städten gehalten werde.

Im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz gelinge dies durch verschiedenste Maßnahmen. So wurde man in 2018 als „Energiekommune des Jahrzehnts“ ausgezeichnet.

Erneuerbare Energien und regionale Wertschöpfung gehörten zusammen und bildeten eine Einheit. Wenn Kreise und Kommunen ihre Schlüsselrolle und Aufgabe als strategische Partner von Bund und Ländern beim Ausbau der Erneuerbaren Energien wahrnähmen, entstünden Erfolgsgeschichten für ganze Landstriche und Regionen – und dies ohne großen Personaleinsatz.  

Seit Ende der 1990er-Jahre habe man mit einer nachhaltigen strategischen Ausrichtung, einem Klimaschutzkonzept, einem agilen Klimaschutzmanager und vielen Kooperationspartnern eine Erfolgsgeschichte für die Wohlstandsentwicklung der Region geschrieben, so Fleck.

Wichtig sei es dabei, alle Beteiligten mit ins Boot zu nehmen, vom Bürger bis zur Verwaltung selbst, vom Landwirt bis zum Unternehmer. So habe sich zum Beispiel das damals als ambitioniert geltende „1.000 Dächer-Photovoltaik-Programm“ inzwischen auf 5.245 Einheiten ausgeweitet. 18 Biomasseanlagen von Landwirten und 17 Nahwärmeverbünde in kleinen Gemeinden (davon drei in Schulzentren des Kreises, mit Baum- und Strauchschnitt aus 120 Dorfsammelplätzen  betrieben) und 278 Windkraftanlagen auf überwiegend gemeindeeigenen Flächen, tragen ihren Teil dazu bei. Der Verkauf von Bürgerstrom durch die Rhein-Hunsrück-Energie und zahlreiche ganz verschiedene Energiesparkampagnen wie Tauschtage für veraltete Glühbirnen, Kühlschränke oder Heizungsumwälzpumpen sind weitere erfolgreiche Maßnahmen. So auch die Biogutvergärungsanlage für ca. 15.000 Tonnen Küchenabfälle, aus denen rund 4,6 Mio. kwh Strom überwiegend zur Einspeisung ins Netz und ca 10.000 cbm Flüssigdünger für die Landwirtschaft gewonnen würden.  

In der Summe  gelang etwas ganz Seltenes: Die Region ist bilanziell Null-Emissions-Kreis und produziert heute mit ca 1,57 Milliarden kwh Strom aus Erneuerbaren Energien mehr als das Dreifache (337 Prozent) des eigenen Stromverbrauchs. Im Rhein-Hunsrück-Kreis mit seinen gut 100.000 Einwohnern betrage die Regionale Wertschöpfung aus Erneuerbarer Energie zirka 43,5 Millionen Euro, erklärte Bertram Fleck.

Es gebe also genügend Beispiele für klimaaktive Standorte, so der engagierte ehemalige Landrat. Man müsse nur hinfahren und es sich ansehen. „Packen Sie es an! Es gibt keine Ausreden mehr!“